Kit Bashing Evolution - Digitalsystem für kleines Geld

In den letzten Tagen hatte ich einige Eingebungen. Zum Gewinn dieser Erkenntnis half auch eine kurze Konversation am Rande eines Gesprächsfadens bei DSO. Jetzt räume ich meine Schränke aus und veräußere alles was ich nicht in absehbarer Zeit be- oder verarbeiten kann.
Beim Beräumen der Schränke fielen mir einige Digitalkomponeten in die Hände. Diese hatte ich alle irgendwann einmal gekauft, da ich sicher war sie ganz dringend zu benötigen. Zum Einsatz sind sie dann doch nie oder nur sehr selten gekommen. Es ist halt eine Evolution...

und das Beste ist, das Ergebnis konnte man hier erwerben.

Wie Alles beginnt...

Am Anfang der Digitalisierung möchte man sich nicht gleich für ein Monster entscheiden. So ein Monster, dass alles kann aber auch Unmengen kostet. Und man hat ja auch noch keine Komponenten mit denen man das Monster füttern kann. Also, klein angefangen. 
Die MultiMaus von Roco ist klein. Heute noch viel kleiner als vor einigen Jahren, kostet sie doch nur noch achtzig bis hundert und das mit Anschlussbox und kleinem Steckernetzteil. Perfekt für Übungen mit den ersten Loks.
multiMaus von Roco / Fleischmann als System
für 80,- bis 100,-€ ist man dabei
Vor Jahren kostete das gute Stück noch um die zweihundert Euro. Dank der Startpackungszerleger auf eBay ist die multiMaus das günstigste Digitalsystem am Markt. Nur selber löten nach openDCC kommt da noch mit, kostet aber Lebenszeit.

Krabbeln lernen...

Hat man die Loks im Griff, sollen auch Weichen dem digitalen Zauberstab gehorchen. Auch das kann die MultiMaus, benötigt jedoch etwas mehr Hirn als bei den Monstern.
Jede Weiche hat ihre Adresse. Nur wer merkt sich die Nummern von mehr als zwanzig Weichen? Bei den Monstern helfen eingebaute Weichenkeyboarde oder sogar Stellwerkdarstellungen die richtige Weiche zu stellen. Die MultiMaus ist jetzt nur noch der mobile Fahrregler, der auf das Monster hört.
Heute kein Monster mehr, das Twin Center aka Intellibox.
Beide heute schon ab 200,-€ zu haben.
Bei mir heißt Godzilla Intellibox und TwinCenter. Mit einen solchen Gerät sind Weichen oder andere zu schaltenden Verbraucher komfortabler an zu wählen. Es gibt hier ein Keyboard für acht Weichen. Durch umschalten natürlich entsprechend mehr. Aktuelle Geräte dieser Klasse liegen um die vierhundertfünfzig Euro und habe zeitgemäßere Funktionen, USB statt RS323, LCD statt Dotmatrix-Display, sowie Railcom und grafische Symbole. 

der nächste Schritt...

Für mehr Übersicht, und vor Allem permanente Verfügbarkeit der Weichentasten ohne umschalten, können zusätzliche Keyboard-Lösungen in das Digitalsystem eingebunden werden. Hierfür wird das Zusatzgerät mit dem jeweiligen Erweiterungs-Bus des Systems verbunden.
Aus der Anfangszeit der Digitalsysteme ist kaum noch etwas wirklich zu gebrauchen. Bei der zweiten Generation sieht es ganz anders aus. Es gab zu dieser Zeit eine Menge verschiedener Ansätze, unzählige Lösungen und viele konkurrierende Hersteller (hier wäre in diesem Zusammenhang Inverkehrbringer korrekter). Dies gilt auch für die BUS-Systeme. So gab es Marken die nur einen BUS unterstützten und Andere boten eine breite Auswahl an.
Weichenkeyboard von Arnold
16 x 16 Weichen ansteuerbar
Das Arnold 86220 aus der 86xxx-Digitalserie ist das Letzte vor Aufgabe eines eigenen Systems durch den Hersteller. Es ist technisch ein super Keyboard. Sechzehn Weichen, angeordnet in Vierergruppen, jede Gruppe entspricht somit einem Decoder. Für den Nutzer sehr leicht zu merken. Obendrauf kommt die Möglichkeit zwischen 16 verschieden Gruppen zu wählen. Das macht 256 Weichen auf einem Keyboard. Wer den Wechsel nicht mag kann bis zu acht der Geräte aneinander stecken und erhält 128 Weichen im direkten Zugriff. Wie in alten Analogzeiten.

... zum Monster

Gekauft hatte ich es einmal um meine Intellibox oder mein TwinCenter damit zu Erweitern. Leider ging dies nicht, da Arnold mit der 86xxx-Familie nicht mehr kompatibel zur IB oder TC war. Der I2C-Bus ist zwar links am Gehäuse vorhanden, jedoch funktioniert das Keyboard nicht. Es ist nur noch zur Märklin 6021 kompatibel. Also Endstation Schrank und ein IB Switch gekauft. Damit war das Monster angekommen und des spricht Loconet.

Kit Bashing

Heute habe ich die Geräte aus dem Schrank genommen. Ich fand es noch immer schade, diese nie richtig genutzt zu haben. Dabei fiel mir wieder ein, dass Arnold damals den X-Bus in seinem 86xxx System eingeführt hatte. Es wurde sogar mit der Kompatibilität zu LZ-100 von Lenz, dem "Erfinder" des X-Busses, geworben. Diesen benutzt auch die MultiMaus zur Kommunikation, da auch ihr Ursprung bei Lenz liegt.
Kit Bashing Evolution
Fleischmann Multimaus, Arnold 86220 und ESU Switch Pilot
Also kurzerhand ein altes Telefonkabel beschnitten, nichts anderes verwendet der X-Bus aka Xpressnet, und auf den Eingang des Arnold Keybord geklemmt. Die Anschlussklemme gibt LMAB als Buchstaben zu erkennen. Dies sind die inneren 4 der 6 Adern eines Xpressnet-Kabels, jedoch etwas umsortiert.

L auf Pin 5 - Power +12V
M auf Pin 2 - GNDMasse
A auf Pin 4 - RS485+
B auf Pin 3 - RS 485-

Den Strom an - fertig ist ein Luxus-Low-Cost-Digitalsystem für den Einsteiger. Es biete stationäre Weichenbedienung und mobile Fahrtregelung für die Triebfahrzeuge.

Initialisierung des Keyboards ist simpel. Beim Anschluss an den Strom oder ans Bussystem wird die GRP-Taste gedrückt. Nun muss nur noch mit einer beliebigen Taste auf dem Keyboard eine X-Bus-Adresse ausgewählt werden. Fertig.

Einen Weichendecoder wie den ESU Switch Pilot bindet man nun sehr einfach ein. Programmiertaste am Decoder gedrückt bis dieser bereit ist. Eine Taste auf dem Keyboard gedrückt und schon ist der Decoder mit der entsprechenden Weichengruppe programmiert. Einfacher gehts kaum.

Hinweis

Automatisch vergebene Weichenadressen sollten immer mir einer durch 4 teilbaren Zahl plus 1 beiginnen. 1 oder 4+1=5 oder 8+1=9 usw.
Viele Weichendecoder belegen bei automatischen Programmieren über die Programmiertaste vier Adressen in folge. Drückt man am Weichenkeyboard die "1", so schalt später die Taste "1" die Weiche am Decoderausgang "1", die Taste "2" die Weiche an "2",  die Taste "3" die Weiche an "3" und "4" die "4".
Wird zur Programmierung als erstes die "2" gedrückt, liegt die erste Weiche des Decoders bei Taste "2". Die letzte Weiche des Decoders bei "5" mit Taste "5". Die Taste "1" kann nun jedoch nicht mehr automatisch mir einem zweiten Decoder belegt werden. Das Digitalsystem würde die Ausgänge "2" bis "4" für den zweiten Decoder reservieren und die Eintragungen für Decoder 1 überschreiben.

Also Decoder 1 - 1,2,3,4 - Decoder 2 - 5,6,7,8 - Decoder 3 - 9,10,11,12 - usw.

Der Test

Die Rückmeldung auf die MultiMaus funktioniert.
Mein Demo-Aufbau zeigt die Rückmeldung zwischen Keyboard und Multimaus. Weiche 4 wird auf Rot/Abzweigend gesetzt, der ESU SwitchPilot schaltet die LED und die Multimaus zeigt im Display die Veränderung der Lage ebenfalls an.
Schaltvorgang in die andere Richtung, alle Anzeigen quittieren.

Das gleich Spiel zurück. Weiche 4 auf Grün/Gerade, der ESU SwitchPilot schaltet die zweite LED an Ausgang 4. Im Mausdisplay erscheint das Symbol für gerade Weichenstellung.

Fazit

Wer eine super günstige Lösung für einen Schrittweisen Umstieg in die Digitalwelt sucht, ist hier perfekt aufgehoben. Für 120,- Euro gibt es fantastische unschlagbare Leistung. Die MultiMaus ist eines der best dokumentierten Digitalsysteme. Die Anleitung des Arnold Keyboard umfasst eine Seite und mehr ist nicht nötig.
Man bekommt eine solide Lösung aus der Grossserie, bei der ein Einsteiger schnell Hilfe bekommen kann, wenn es doch mal klemmt.  Die MultiMaus ist einfach 'der Standard' und ein Weichenkeyboard, ist dass was ein Analogbahner zuerst vermissen wird. Mit dem Arnold 86220 bekommt man das Beste für den X-Bus. 16 Weichen direkt steuern und 256 über Gruppenumschaltung. Oder erweitern durch anstecken weiterer Arnold 86220... traumhaft einfach.

Liste der Dinge

80,-€ - MultiMaus mit Anschlussbox und Netzteil
40,-€ - Arnold 86220 Keyboard
35,-€ - SwitchPilot
5,-€ - Telefonkabelkabel

160,-€ für ein Einsteiger-Packet

Da ich diese Sachen eh los werden wollte, war hier die Möglichkeit das Paket aus Maus und Keyboard mit allen Kabeln für 125,-€ über eBay zu erwerben.

Nachtrag 24.03.16

Es scheint als hätte dieser Beitrag zu eine Preisanstieg bei den verfügbaren Arnold 86220 Keyboards geführt. Die kleinen Stellwerke wurden immerhin bei erscheinen für DM 300,- als UVP vermarktet und hatten zuletzt nur noch Preise zwischen 15,- und 40,- € erzielt. Jetzt sind sie für 40,- bis 100,- zu haben. Wert ist das Keyboard es allemal, will man nicht ständig zwischen Fahr und Weichenfunktionen am Handregler wechseln.

Nachtrag 03.05.2016

Da es wiederholt zu Nachfragen zum Anschluß des Arnold 86220 an die MultiMaus Anschlußbox gab, hier ein weiterer Nachtrag.

Verbindung zwischen MultiMaus Anschlußbox und Arnold 86220 über Xpressnet (X-Bus)
Hier habe ich einmal die Rückseiten der Geräte abgebildet. Links die Multimaus Anschlußbox, Mitte zeigt die Rückseite des Arnold Weichenkeyboard und rechts ist eine Abbildung eines Westernsteckers oder auch R12/R25.
Vom der Buchse mit der Bezeichnung "SLAVE" führt das Telefonkabel RJ12 oder RJ25 zur "LMAB" Buchse des Arnold 86220 Weichenkeyboards.
Konkret bedeutet dies - Kabel kaufen. Eine Seite in die MultiMaus Box stecken. An der andere Seite den Stecker abschneiden und etwa fünf Zentimeter des Schutzmantels abisolieren. Danach Ader "2" bis "5" (schwarz, rot, grün und gelb) auf einen Zentimeter abisolieren. Die Adern verzinnen oder mit Presshülsen versehen. Dann wie in der Tabelle beschrieben Gelb in L, Schwarz in M, Grün in A und Rot in B stecken. Erst jetzt den Strom anschalten ;)

MultiMaus an "MASTER", fertig! Mehr ist es nicht.

Zum Schluss wie immer, wenn es gefällt, einmal kurz den Werbelink oben oder am Rand anklicken.
Davon werd ich nicht reich, aber das hier gezeigte Material ist wieder drin...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Modellzeit... oder wie man den Raum krümmt.

Timesaver in Vittborg